Was ist Stress?
Stress ist ein allgegenwärtiges Phänomen in unserem Alltag, aber was passiert eigentlich im Körper, wenn wir gestresst sind, und wie können Entspannungsübungen helfen? Dieser Artikel bietet einen tiefen Einblick in das Thema Stress.
Einleitung
Stress – ein Begriff, der oft verwendet wird und gleichzeitig sehr vielfältig ist. Fast jede:r hat schon einmal Stress erlebt, aber was genau ist Stress?
In diesem Artikel erkläre ich, was Stress auf biologischer und psychologischer Ebene bedeutet, untersuche die Vorgänge im Körper bei Stress, betrachte Stress-Symptome und erläutere, warum Entspannungsübungen effektiv sein können.
Was bedeutet Stress?
Stress ist eine natürliche und normale Reaktion des Körpers auf Herausforderungen oder Bedrohungen, diese werden als "Stressoren" bezeichnet. Stressoren können physischer, psychischer oder emotionaler Natur sein. Die Stressreaktion unseres Körpers bzw. unserer Psyche ist eine Überlebensstrategie, die in der Evolution entstanden ist, um auf Gefahren schnell reagieren zu können. Im Kern dieser Reaktion steht das "Kampf-oder-Flucht"-System, das unseren Körper in einen Alarmzustand versetzt, um entweder zu kämpfen oder zu fliehen.
Stress kann sowohl durch negative als auch positive Ereignisse ausgelöst werden. Positiver Stress, bekannt als Eustress, kann beispielsweise durch ein spannendes neues Projekt, Sport oder andere herausfordernde, aber befriedigende Aktivitäten entstehen. Im Gegensatz dazu steht negativer Stress, der Distress, der durch Überforderung, negative Lebensereignisse oder anhaltende Probleme ausgelöst wird und langfristig der Gesundheit schaden kann.
Was passiert bei Stress im Körper?
Ein klassisches Beispiel für Stress ist das natürliche Fluchtverhalten, im Bezug auf Trauma kennen wir es auch als „flight“. In einer Gefahrensituation reagiert der Körper augenblicklich und schüttet Stresshormone wie Adrenalin aus. Dies erhöht die Aufmerksamkeit und die Herzfrequenz, um schnell vor einer Gefahr flüchten zu können.
Besonders wichtig damit wir die Stress-Symptome und damit auch die Warnsignale merken können, ist die Amygdala.
Sie steuert die physischen und psychischen Stressreaktionen auf stressauslösende Situationen und gehört zum limbischen System.
Wenn Reize auf die Amygdala treffen und signalisieren, dass etwas gefährlich ist, kommt es zu einem regelrechten Feuerwerk der Produktion von Stresshormonen, wodurch der Organismus wacher und zugleich aufmerksamer wird. Ist ein bestimmter Schwellenwert der Nervenkapazität überschritten, wird eine Stressreaktion ausgelöst, die sich in Stress-Symptomen äußert.
Positiver Stress vs. negativer Stress
Ob Stress negativ (belastend) oder positiv (motivierend) wahrgenommen wird, hängt in erster Linie von der gedanklichen und emotionalen Bewertung der Stresssituation ab.
Entscheidend für die Einstufung zwischen negativem (Distress) und positivem Stress (Eustress) ist zudem, welche Handlung aus diesem Erleben der Stresssituation abgeleitet wird. Das unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Stress-Symptome, die von einer Person als negativer Stress empfunden werden, können bei einer anderen Person positive Stimmung erzeugen.
Stress – Auslöser
Viele Faktoren in verschiedenen Lebensbereichen können bei Menschen Stress auslösen.
Mögliche Auslöser sind :
- Arbeit: Überforderung, Überstunden, zwischenmenschliche Konflikte
- Finanzen: Schulden, Unsicherheit über die Zukunft, Armut
- Beziehungen: Konflikte, Trennungen, Tod
- Gesundheit: Krankheit, Schmerzen, Angst vor Krankheit
- Veränderungen: Übergänge, Ortswechsel, neuer Job
- Erwartungen: Leistungsdruck, Selbstkritik
- Umweltfaktoren: Reizüberflutung, ständiger Lärm, taktile Reize
Stress-Symptome
Stress äußert sich in einer Vielzahl von Symptomen, sowohl psychisch als auch physisch.
Zu den häufigsten seelischen Stress-Symptomen zählen :
- Erhöhte Reizbarkeit
- Depressionen und depressive Gedanken
- Panik und Angstzustände
- Unruhe
- Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen
- Burnout
Zu den häufigsten körperlichen Stress-Symptomen zählen :
- Schmerzen
- Bluthochdruck
- Kopfschmerzen
- Verspannungen
- Erektile Dysfunktion
- Gemindertes Immunsystem
- Magen-Darm-Probleme
Warum wirken Entspannungsübungen?
Entspannungsübungen zielen darauf ab, den Parasympathikus zu aktivieren, den Teil des autonomen Nervensystems, der uns hilft, uns zu beruhigen und zu entspannen. Techniken wie tiefe Atmung, Meditation, Yoga und progressive Muskelentspannung können dazu beitragen, die Produktion von Stresshormonen zu verringern und den Körper in einen Zustand der Ruhe zu versetzen. Diese Praktiken fördern nicht nur eine sofortige Entspannung, sondern können bei regelmäßiger Anwendung auch die allgemeine Stressresistenz erhöhen. Sie verbessern die Regulierung der Herzfrequenz, senken den Blutdruck und fördern eine gesündere Atmung. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig Entspannungsübungen praktizieren, eine geringere Dichte an Cortisolrezeptoren haben, was darauf hindeutet, dass ihr Körper effizienter mit Stress umgehen kann.
Schlusswort
Stress ist ein komplexes und allgegenwärtiges Phänomen, das sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben kann. Während kurzfristiger Stress uns motivieren und leistungsfähiger machen kann, ist langfristiger Stress gesundheitsschädlich. Indem wir uns der Ursachen, Symptome und Bewältigungsstrategien bewusstwerden, können wir lernen, Stress besser zu verstehen und zu handhaben. Dabei ist es wichtig, Frühwarnzeichen rechtzeitig zu erkennen und zu handeln.
Im nächsten Artikel gehe ich ausführlich auf Stressbewältigungsstrategien ein.
Quellen:
- Ernst, G., Franke, A. & Franzkowiak, P. (2022). Stress und Stressbewältigung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden.
- https://www.praktischarzt.de/krankheiten/stress