Mental load - eine Einführung
Mental Load bezeichnet die unsichtbare, meist unbezahlte Denkarbeit, die im Alltag anfällt. Diese Belastung umfasst alles, was zur Organisation und Verwaltung des täglichen Lebens dazugehört – von der Planung des Familienessens über das Erinnern an Arzttermine bis hin zur Organisation von Geburtstagsfeiern. Besonders häufig sind Frauen, aber auch zunehmend Männer und nicht-binäre Personen davon betroffen. Verstehen wir den Mental Load, können wir gezielter darauf reagieren und unsere psychische Gesundheit verbessern.
Was ist Mental Load?
Mental Load geht über physische Aufgaben hinaus und umfasst das ständige Planen, Koordinieren und Überwachen aller Aktivitäten im Haushalt und Beruf.
Es ist die mentale Anstrengung, an alles denken zu müssen, oft ohne dabei sichtbare Anerkennung zu erhalten.
Diese unsichtbare Arbeit kann zu erheblichem Stress führen und die psychische Gesundheit belasten.
Die weniger sichtbaren und dadurch oft wenig geschätzten Aufgaben im Familienmanagement lasten häufig auf den Schultern von Frauen.
Denn sie übernehmen nicht nur den Großteil der sichtbaren Arbeit rund um Kinderbetreuung, Haushalt und Angehörigenpflege, sondern tragen auch die Hauptlast der unbezahlten Care-Arbeit.
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft verbringen erwerbstätige Frauen im Alter zwischen 35 und 40 Jahren durchschnittlich sieben Stunden pro Tag mit diesen Aufgaben, während erwerbstätige Männer im gleichen Alter nur etwa 3,5 Stunden dafür aufwenden.
Diese Diskrepanz zeigt deutlich, wie unverhältnismäßig die Last der unsichtbaren Aufgaben verteilt ist und wie sehr Frauen im Familienmanagement gefordert sind.
Die Auswirkungen von Mental Load auf die psychische Gesundheit
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Stress und Erschöpfung
Der ständige Druck, an alles denken zu müssen, führt zu chronischem Stress und Erschöpfung.
Personen, die den Großteil des Mental Loads tragen, berichten häufig von Schlafstörungen, Reizbarkeit und einem allgemeinen Gefühl der Überforderung. -
Angststörungen
Die dauerhafte mentale Belastung kann Angstzustände fördern.
Die Sorge, etwas zu vergessen oder nicht allen Anforderungen gerecht zu werden, verstärkt die innere Unruhe und kann zu Panikattacken führen. -
Depression
Das Gefühl, ständig verantwortlich zu sein und wenig Unterstützung zu erhalten, kann zu depressiven Verstimmungen führen.
Die Betroffenen fühlen sich oft nicht wertgeschätzt und in ihrer Rolle gefangen. -
Beeinträchtigte Beziehungen
Ungleich verteilte mentale Lasten können zu Konflikten in Beziehungen führen. Wenn eine Person den Großteil der Planung und Organisation übernimmt, kann dies zu Spannungen und Unzufriedenheit führen.
Besondere Herausforderungen für Alleinerziehende
Alleinerziehende tragen häufig die gesamte Verantwortung für die Familie allein und sind daher besonders stark vom Mental Load betroffen.
Sie müssen nicht nur den Alltag organisieren, sondern auch die emotionale und finanzielle Unterstützung für ihre Kinder sicherstellen. Dies kann zu einer erheblichen Belastung führen.
Strategien zur Bewältigung von Mental Load
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Bewusstsein schaffen
Der erste Schritt zur Entlastung besteht darin, sich des eigenen Mental Loads bewusst zu werden.
Schreibe alle Aufgaben auf, die im Hintergrund ablaufen, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, was alles geleistet wird. Vielleicht ist es für dich auch hilfreich, zu schauen wie viel Zeit du für welche Aufgaben aufwendest. Das kann dabei helfen sich über das Ausmaß der Aufgaben bewusst zu werden.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Ein Elternteil plant nicht nur die Einkäufe, sondern erinnert sich auch daran, dass nächste Woche ein Arzttermin für das Kind ansteht und dass der Sportverein informiert werden muss, falls es zur Kollision kommt. -
Aufgaben verteilen
Eine gleichmäßige Verteilung der Aufgaben innerhalb der Familie oder im Team ist entscheidend.
Regelmäßige Gespräche und klare Absprachen können helfen, die Last gerechter zu verteilen. Beispielsweise können Haushalts- und Planungsaufgaben wöchentlich rotieren, sodass jede Person mal die Verantwortung übernimmt.
Alleinerziehende können Unterstützung von Familienmitgliedern, Freund:innen oder Nachbar:innen suchen, um die Last zu teilen.
Wenn du das Gefühl hast, kein soziales Netzwerk zu haben, dann könnte eine Option sein, dir Unterstützung in Selbsthilfegruppen, Beratungszentren oder auch Stadtteilzentren zu suchen. -
Prioritäten setzen
Nicht alle Aufgaben sind gleich wichtig. Ich weiß, klingt merkwürdig.
Lerne, Prioritäten zu setzen und unwichtige Aufgaben zu delegieren oder ganz wegzulassen.
Dies reduziert den Druck und schafft Raum für wichtigere Dinge. Eine einfache Methode ist die Eisenhower-Matrix, bei der Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit eingeteilt werden. -
Selbstfürsorge
Achte auf deine eigenen Bedürfnisse. Plane regelmäßige Pausen ein, pflege Hobbys und nimm dir Zeit für dich selbst.
Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern notwendig für die psychische Gesundheit.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Blocke dir jeden Tag eine halbe Stunde, um ein Buch zu lesen, spazieren zu gehen oder einfach nur zu entspannen. Wenn dir eine halbe Stunde unrealistisch und zu lang vorkommt, kannst du dich fragen, was realistisch sein könnte. Starte vielleicht mit 5 Minuten und dehne es immer weiter aus.
Für Alleinerziehende kann es hilfreich sein, Netzwerke zu nutzen, wie z.B. Eltern-Kind-Gruppen oder Online-Communities, um Unterstützung und Austausch zu finden. -
Professionelle Unterstützung
Scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Eine Therapie kann helfen, Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln und den Umgang mit dem Mental Load zu verbessern. Ein:e Therapeut:in oder Berater:in kann dir Techniken an die Hand geben, um deine mentale Last besser zu managen.
Für Alleinerziehende könnte es auch sinnvoll sein, sich über finanzielle und soziale Unterstützungsangebote zu informieren, die speziell für ihre Situation verfügbar sind.
Fazit
Mental Load ist eine oft unterschätzte Belastung, die erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann.
Indem wir uns dieser unsichtbaren Arbeit bewusst werden und Strategien zur Bewältigung entwickeln, können wir Stress reduzieren und unser Wohlbefinden verbessern.
Es ist wichtig, dass wir diese Themen offen ansprechen und Lösungen suchen, um ein ausgewogenes und gesundes Leben zu führen.
Alleinerziehende stehen vor besonderen Herausforderungen, aber mit der richtigen Unterstützung und Strategien können auch sie den Mental Load besser bewältigen.
Ressourcen
Mental load Test https://mental-load-test.org/
Comic zu Mental Load https://english.emmaclit.com/2017/05/20/you-shouldve-asked/