Exekutive Dysfunktion
Exekutive Dysfunktion ist eine häufige Herausforderung für Menschen mit ADHS und beeinträchtigt oft die Fähigkeit, Aufgaben zu planen, zu organisieren und auszuführen. Dieser Beitrag zeigt die verschiedenen Facetten dieser Problematik und gibt praxisnahe Tipps, um den Alltag besser zu bewältigen.

Exekutive Dysfunktion bei ADHS
Exekutive Dysfunktion ist ein häufiges Problem bei Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).
Sie beschreibt Schwierigkeiten bei der Ausführung von kognitiven Prozessen, die für Planung, Durchführung und Regulierung von Aufgaben notwendig sind.
Diese Schwierigkeiten können verschiedene Aspekte des täglichen Lebens erheblich beeinflussen und betreffen oft mehrere Lebensbereiche.
Definition und Funktionen der Exekutiven Funktionen
Exekutive Funktionen umfassen eine Gruppe von kognitiven Fähigkeiten, die uns helfen, unser Verhalten zu steuern, Ziele zu setzen, Entscheidungen zu treffen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Zu den wichtigsten exekutiven Funktionen gehören:
- Arbeitsgedächtnis: Die Fähigkeit, Informationen vorübergehend zu speichern und zu manipulieren.
- Impulskontrolle: Die Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren und störende Reize zu ignorieren.
- Kognitive Flexibilität: Die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Aufgaben oder Denkweisen zu wechseln.
- Planung und Organisation: Die Fähigkeit, Schritte zu planen und sie in einer sinnvollen Reihenfolge durchzuführen.
Exekutive Dysfunktion bei ADHS
Menschen mit ADHS kämpfen häufig mit exekutiven Dysfunktionen, was sich in verschiedenen alltäglichen Situationen manifestiert.
Diese Schwierigkeiten können den Alltag erheblich beeinflussen und betreffen oft mehrere Lebensbereiche.
Arbeitsgedächtnisprobleme
Ein häufiges Problem bei ADHS ist das beeinträchtigte Arbeitsgedächtnis. Betroffene berichten, dass es ihnen schwerfällt, Informationen zu behalten und gleichzeitig zu verarbeiten. Beispielsweise fällt es vielen schwer, während Vorlesungen oder Meetings Notizen zu machen und dem Vortrag zu folgen. Dies liegt daran, dass sie oft vergessen, was sie gerade gehört haben, während sie etwas aufschreiben.
Diese Schwierigkeiten sind typisch für Menschen mit ADHS und können das Lernen und die Informationsverarbeitung erheblich beeinträchtigen.
Probleme mit der Impulskontrolle
Ein weiteres häufiges Symptom ist die Schwierigkeit, Impulse zu kontrollieren und Ablenkungen zu widerstehen.
Viele berichten, dass sie ständig von Geräuschen oder visuellen Reizen abgelenkt werden und es ihnen schwerfällt, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren.
Sie unterbrechen ihre Arbeit oft, um auf jede Ablenkung zu reagieren, was ihre Produktivität stark beeinträchtigt.
Diese mangelnde Impulskontrolle ist ein typisches Merkmal der exekutiven Dysfunktion bei ADHS und kann dazu führen, dass Aufgaben nicht effizient erledigt werden.
Kognitive Flexibilität
Kognitive Flexibilität, also die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln, ist bei Menschen mit ADHS oft eingeschränkt.
Betroffene berichten häufig, dass sie Schwierigkeiten haben, von einer Aufgabe zur nächsten zu wechseln.
Wenn sie bei einer Aufgabe auf ein Problem stoßen, fällt es ihnen schwer, diese zu verlassen und später mit frischem Kopf wiederzukommen.
Stattdessen bleiben sie stecken und werden frustriert. Diese Unfähigkeit, flexibel zu denken und zu handeln, kann zu erheblichem Stress und Frustration führen.
Planung und Organisation
Die Fähigkeit, Aufgaben zu planen und zu organisieren, ist eine weitere Herausforderung.
Viele berichten, dass sie Schwierigkeiten haben, ihren Tag zu organisieren und oft das Gefühl haben, viel zu tun zu haben, aber es nicht schaffen, eine strukturierte Liste zu erstellen oder Prioritäten zu setzen. Dadurch fühlen sie sich überwältigt und erledigen am Ende nur wenig.
Dieses Problem der mangelnden Planung und Organisation ist ein weiteres häufiges Zeichen der exekutiven Dysfunktion bei ADHS.
In meinem Podcast "Oversharing" haben wir das Phänomen exekutiver Dysfunktion ebenfalls ausführlich besprochen.
Ein Beispiel aus dem Podcast illustriert, wie Betroffene im Alltag überfordert sein können: Eine einfache Aufgabe wie Einkaufen kann zu einem komplexen Unterfangen werden, bei dem jeder Schritt – von der Schlüsselbesorgung bis zur Entscheidung, was eingekauft werden soll – als eigenständiger Task erscheint.
Dies führt oft dazu, dass man sich in einem der vielen Schritte verliert und die Hauptaufgabe letztlich unerledigt bleibt. S
Beeinträchtigungen im Alltag
Exekutive Dysfunktion kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Viele Menschen mit ADHS berichten, dass sie sich schämen für ihre vermeintlichen Unzulänglichkeiten. Diese Scham kann zu einem Teufelskreis führen, in dem die Betroffenen immer weniger versuchen, ihre Aufgaben zu bewältigen, aus Angst vor erneutem Versagen. Ein Beispiel aus dem Podcast zeigt, wie schwer es sein kann, einfache soziale Verpflichtungen zu erfüllen.
Oft haben Betroffene Schwierigkeiten, rechtzeitig auf Nachrichten zu antworten, was zu Missverständnissen und Konflikten mit Freund:innen führt.
Die Angst, erneut enttäuschend zu sein, führt dann dazu, dass Nachrichten noch länger unbeantwortet bleiben.
Solche Situationen können das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen. Die ständige Sorge, anderen nicht gerecht zu werden, kann zu sozialer Isolation und sogar zu Depressionen führen. Betroffene fühlen sich oft missverstanden und unverstanden, was die Bereitschaft, Hilfe zu suchen, weiter vermindert.
Umgang mit Exekutiver Dysfunktion
Um mit exekutiven Dysfunktionen umzugehen, haben Betroffene verschiedene Strategien entwickelt.
Eine Methode ist die Nutzung von Listen und Erinnerungen, um Aufgaben besser zu bewältigen. Elektronische Hilfsmittel wie Kalender-Apps und Erinnerungsfunktionen können ebenfalls unterstützen, indem sie an wichtige Termine und Aufgaben erinnern. Es wurde im Podcast auch betont, wie wichtig es ist, realistische Zeitfenster zu setzen und sich auf kleine, machbare Schritte zu konzentrieren, um Überforderung zu vermeiden.
Ein weiterer Punkt ist die Selbstakzeptanz und das Verständnis für die eigenen Grenzen. Es ist enorm hilfreich, sich nicht für die eigenen Schwierigkeiten zu verurteilen und offen mit dem Umfeld über die Herausforderungen zu kommunizieren. Dies führt zu mehr Verständnis und weniger Schamgefühl.
Schlussfolgerung
Exekutive Dysfunktion bei ADHS kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, diese Herausforderungen zu erkennen und geeignete Strategien zu entwickeln, um damit umzugehen. Unterstützung durch Therapie, Coaching und Selbsthilfegruppen kann Betroffenen helfen, ihre Fähigkeiten zu verbessern und ihren Alltag besser zu meistern. Durch das Verständnis und die Akzeptanz dieser Schwierigkeiten können Betroffene und ihre Angehörigen gemeinsam Wege finden, die Herausforderungen des täglichen Lebens zu bewältigen.
Quellen
- Barkley, R. A. (2011). Executive Functions: What They Are, How They Work, and Why They Evolved. Guilford Press.
- Brown, T. E. (2013). A New Understanding of ADHD in Children and Adults: Executive Function Impairments. Routledge.
- Castellanos, F. X., & Tannock, R. (2002). Neuropsychology of ADHD. In Attention Deficit Hyperactivity Disorder: A Handbook for Diagnosis and Treatment (pp. 453-474). Guilford Press.