Folge 8 - Sag ich´s bei der Arbeit?
12.08.2024
In dieser Episode sprechen wir über das Thema Arbeit und ADHS. Wir diskutieren, ob wir unseren Arbeitgeber:innen und Kolleg:innen von unserer ADHS-Diagnose erzählen und wie wir unser ADHS auf der Arbeit erleben. Hannah teilt ihre Erfahrungen als selbstständige Sozialpädagogin und Therapeutin, während Johannes über seinen Job in der Versicherungsbranche spricht.
Zur FolgeTakeaways
- Es ist wichtig, transparent über ADHS auf der Arbeit zu sein, um Verständnis und Unterstützung zu erhalten.
- Ein Job, der Freude bereitet und nicht zu viel Stress verursacht, ist besonders wichtig für Menschen mit ADHS.
- Die Selbstständigkeit kann eine gute Option sein, um flexibel zu arbeiten und die eigenen Bedürfnisse besser zu berücksichtigen.
- Es gibt eine Korrelation zwischen ADHS und Burnout, daher ist es wichtig, auf die eigene psychische Gesundheit zu achten. Es ist nicht notwendig, den gleichen Job für das ganze Leben zu haben. Veränderungen können neue Möglichkeiten eröffnen.
- ADHS kann im Berufsleben auch Vorteile bieten, wie z.B. die Fähigkeit, sich gut in andere Menschen einzufühlen.
- Es ist wichtig, transparent über ADHS zu sein und sichtbar zu machen, dass man trotz ADHS erfolgreich sein kann.
- Für die Bewältigung von Konzentrationsschwierigkeiten in Videokonferenzen können Fidget Toys und Bewegung hilfreich sein.
Transkript Folge 8
Johannes (01:13.527)
Hallo und herzlich willkommen bei Oversharing, dem ADHS Podcast mit Johannes
Hannah (01:21.232)
Hallo!
Johannes (01:23.479)
Heute wollen wir über das Thema Arbeit und ADHS sprechen. Das heißt, wie redet ihr über euer ADHS auf der Arbeit? Gibt es überhaupt KollegInnen, die wissen, dass ihr ADHS habt? Weiß euer Arbeitgeber, dass ihr ADHS habt? Aber auch, was sind Skills, die man eventuell auf der Arbeit besser oder schlechter verwenden kann als andere? ja, haben also sicherlich werden wir auch darüber reden, wie wir so unser ADHS auf der Arbeit
empfinden. Und ich würde tatsächlich diese Folge gerne mit einer Frage beginnen. Hanna, wissen deine PatientInnen, dass du ADHS hast?
Hannah (02:03.632)
Das weiß ich nicht. Also es ist nicht so, dass es ein Geheimnis ist für mich, weil ich ja auch ganz klar zum Beispiel auf meiner Instagram Seite gibt es auf jeden Fall Hinweise. Wir machen ja diesen Podcast, das heißt da habe ich es auch schon häufiger gesagt und ich weiß es nicht zu 100 Prozent, aber ich meine, dass auf meiner Homepage
wenn ich über das Buch geschrieben habe, auch irgendwas steht von als Fachkraft und Betroffene. Also es ist auf jeden Fall kein Geheimnis. Es ist aber nicht so, dass ich die Leute hier einlade, zuerst gespräche und sage, cool, ich kann total Relaten, weil ich habe auch ADHS. Ich versuche eigentlich immer relativ viel neutrale Fläche zu bieten in meiner Persönlichkeit hier in der Arbeit, zumindest mit Klientinnen und deswegen.
gehe ich damit jetzt nicht hausieren, aber es ist auch kein Geheimnis und es ist auch nicht so, wofür ich mich schäme.
Johannes (03:00.343)
finde ich ganz interessant, weil die Ärztin, die mich ursprünglich mal diagnostiziert hat, die hat mir das gleich beim ersten Gespräch erzählt, dass sie selbst betroffen ist. Aber also fand ich gar nicht schlecht. Im Gegenteil, ich glaube, ich fühlte mich in dem Moment ganz gut aufgehoben. Ja.
Hannah (03:13.712)
Ich finde es auch überhaupt nicht schlecht. Ich glaube auch, kann für viele Leute auch total hilfreich sein. Ich glaube einfach nur, dass es hier halt nicht mich geht. Und das ist so bisschen mein Gefühl, dass ich immer so denke, es hat gar nicht so viel Raum, es den Zeitpunkt gibt, es sich sinnvoll anfühlt, das auch zu teilen, dann mache ich das auch. Aber sowieso, das ist jetzt nicht so eine bewusste Entscheidung dagegen, das zu sagen.
weil ich so denke, was könnten die Leute jetzt denken über mich, wenn ich ADHS habe und das auch zu sagen, sondern eher so ein Gefühl von, es braucht, glaube ich, auch gar nicht so viel Raum einzunehmen. Wer es rausfinden möchte, der findet das auch so raus.
Johannes (03:51.991)
Gut, das ist ja bei mir mittlerweile auch ähnlich. Zum einen, ich auf Twitter schon sehr viel über ADS geschrieben habe und da ja auch eine sehr große Reichweite hatte. Und gleichzeitig ja jetzt auch auf Instagram durch den Podcast. Ich teile auch den Podcast in meinem WhatsApp -Status. Ich habe ganz viele Kolleginnen, die WhatsApp haben, auch bei den Nummer offensichtlich. Bei mir war das tatsächlich so, dass ich auf meiner neuen Arbeit, ich habe im März eine neue Chefin bekommen.
Und wir hatten dann so ein Einführungsgespräch, es auch darum ging, was sind so Bedürfnisse, ich habe. Und ich fand, das hat sie ganz gut gemacht. Und dann fragte sie mich so, ja, was sind denn so Dinge, die ich über dich wissen sollte? Und dann habe ich kurz überlegt. Ich meine so, na ich habe ADHS. Sie so, okay, was bedeutet das? Weil sie auf nicht dem Thema war und da habe ich halt so bisschen erzählt. Und das war tatsächlich ein total positives Gespräch, weil sie dann auch am Ende meinte, Johannes, wenn es dabei irgendwelche Dinge gibt, wo du das Gefühl hast, du brauchst irgendwas oder wo ich auch etwas anders machen sollte.
Sei es im Umgang mit dir oder mit Aufgaben oder so, sag mir das bitte. Und ich versuche im Rahmen der Möglichkeiten, die ich habe, darauf Rücksicht zu nehmen. Und das fand ich tatsächlich sehr positiv, weil mir das dann auch die Sicherheit gegeben hat, da ist jetzt jemand, der in der Hierarchie eben nur über mir ist, der aber überhaupt keinen Stress damit hat, sondern der halt durchaus bereit ist, da auch auf mich einzugehen. Und ich habe eigentlich, zumindest soweit ich es mitbekommen habe, nur
positive Rückmeldungen darauf bekommen, wenn ich es erzählt habe. Ich gehe mittlerweile sehr offen damit weil ich auch finde, dass das ein Thema ist, wo andere einfach wissen sollten, dass es existiert. Ich sage nachher noch ein bisschen dazu, warum ich das finde, aber ich bin da sehr offen.
Hannah (05:39.952)
Ich finde es super spannend, also auch voll schön erstmal deine Erfahrung, wie das da funktioniert hat für dich. Und ich bin auch grundsätzlich immer Fan davon, so transparent wie möglich zu sein und versuche auch Leute irgendwie zu, ja, dabei zu supporten, auch so selbst sicher zu sein, so viel zu teilen, wie es irgendwie gut ist.
ist jetzt ein bisschen, ich weiß es ist ein bisschen weich, also kann man schlecht greifen, was ich gerade gesagt habe, aber das ist ja auch immer für jeden vielleicht oder für jede Person was anderes, das wo es gut ist zu teilen und wo vielleicht auch nicht. Und trotzdem ist natürlich auch klar, dass es auch negative Einstellungen geben könnte und dass es vielleicht auch Nachteile haben könnte, wenn man das teilt, dass man das hat, umso schöner, dass es bei dir so toll gelaufen ist.
finde ich richtig, richtig schön.
Johannes (06:39.639)
Ja, ich muss dazu sagen, dass das auch ein bisschen Grund ist, warum ich darüber geredet habe. Also weil du jetzt gerade meinst, es kann auch Nachteile haben. Kann es, aber ich komme halt aus einer sehr privilegierten Situation. Ich bin weiß, ich bin männlich gelesen. Ich bin mittlerweile auf der Hierarchieebene, wo ich auch einfach denke, wenn ich jetzt mein ganzes Leben lang nie wieder befördert werde und ich bin witzigerweise vor zwei Wochen nochmal ein bisschen befördert worden.
Wenn ich jetzt nie irgendwie irgendwo nochmal mehr Verantwortung bekomme, dann bin ich voll okay damit. Ich hab dann schon eine richtig gute Karriere gemacht. dann denke ich aber, ich bin jetzt in so einer privilegierten Situation, wenn ich nicht über solche Dinge rede, dann ja niemand. Und dann hat dann... Ich hoffe einfach, dass ich damit den Weg für andere Leute bereiten kann, auch zu sagen, hey, ich hab auch ADHS. Oder was weiß ich, ich hab Autismus. Also es gibt ja diverse Dinge, über die
auch gar im Arbeitskontext vielleicht eher nicht redet, wo man aber glaube ich drüber reden sollte, weil mit diesen Krankheiten, Störungen, Problematiken, je nachdem worum es geht, da braucht man ja vielleicht auch andere Bedürfnisse als ein anderer Mitarbeiter. Und ich glaube, dass meine Chefin mit mir dann halt auch einfach anders umgeht als mit anderen Kollegen, aber jetzt nicht im negativen Sinne, sondern halt eher Rücksicht darauf nimmt. Ich habe jetzt gerade gar nicht das Gefühl, dass ich Rücksicht brauche.
Hannah (07:39.248)
Absolut.
Hannah (08:03.376)
Zeit.
Johannes (08:05.303)
Aber es kann mal eine Situation geben, wo das vielleicht so ist und dann kann ich auch sagen, hey Reena, wir hatten da irgendwie... Moment mal ganz kurz. Ich würde gerne Ihren Namen rausschneiden. Wo ich dann einfach sagen kann, hey Chefin, wir haben da mal irgendwie vor ein paar Monaten oder vor einem Jahr darüber gesprochen. Das ist jetzt mein Punkt, da bräuchte ich Rücksicht von dir.
Hannah (08:27.344)
Ja, total. Ich glaube auch ehrlich gesagt, ist eigentlich vorteilhaft für alle Beteiligten, weil man selber kann so ein bisschen Awareness schaffen und die Leute, für die man arbeitet oder die mit einem arbeiten, die haben auch eine Idee davon, wie man eventuell funktioniert und indem man den Raum für diese verschiedenen Bedürfnisse schafft, also ja nicht nur von dir in diesem Fall, sondern ja, wenn deine Schöpfin so mit dir umgeht, könnte man ihr ja positiverweise unterstellen, dass sie auch auf andere Leute achtet.
Und so kann natürlich auch ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, das irgendwie auch eine optimale Arbeitsatmosphäre kreiert, sodass auch alle Angestellten und Mitarbeitenden bestmöglich arbeiten können. Das ist ja auch für ein Unternehmen von hohem Interesse, würde ich behaupten, dass alle so gut arbeiten können, wie es geht. Also eigentlich eine Win -win -Situation.
Johannes (09:18.679)
Da muss ich für mein Unternehmen eh die Lanze brechen oder zumindest für meine Chefin die Lanze brechen, weil das macht die auf jeden Fall. die hat auch eine, also die sagt auch häufiger, hey, bitte macht nicht zu lange, bitte achtet auf eure Überstunden, macht da nicht zu viele und guckt bitte, ihr ja mindestens das Arbeitsschutzgesetz einhaltet, aber besser auch noch, dass ihr eure Psyche dabei nicht kaputt macht. Und das ist ja schon wichtig. Und ich glaube,
Hannah (09:44.144)
Nein.
Johannes (09:48.087)
Das ist vielleicht jetzt auch ein Vorteil der heutigen Zeit, weil ich bin mir nicht sicher, ob das vor 20 Jahren auch schon so gewesen wäre. Aber ich glaube, das ist auch durchaus vielleicht ein Ding aus der Branche, aus der ich komme. Also ich weiß nicht, wie viel das ist. Ich arbeite in der Versicherungsbranche und ich glaube, da das kenne ich auch von anderen Arbeitgebern. gibt welche, da gibt auch Ausnahmen. Ich habe auch schon mal für einen Arbeitgeber gearbeitet, der war da überhaupt nicht gut drin. Aber normalerweise ist da schon sehr viel die Mentalität, dass es halt auch den Angestellten gut gehen muss, damit die halt einen guten Job machen. Und
Das wissen wir auch aus unseren Statistiken, dass gesunde Angestellte einfach besser leisten und das ist ja auch total wichtig. Und jetzt kann man drüber diskutieren, wie gut diese Leistungsgesellschaft ist, in der wir sind, aber die haben wir halt nun mal. Und wenn sich mit dieser Gesellschaft auch noch vereinbaren lässt, dass man sich die Leute gut kümmert, dann bin ich da auch erstmal in dem Fall fein mit. Ich finde das aber ganz spannend, weil wir beide ja aus total unterschiedlichen Welten kommen. Du selbstständig und
Es gibt ja so den Spruch, den ich mir sehr oft anhören musste, als ich mal als Rechtsanwalt unterwegs war. Na ja, wenn man selbstständig ist, dann ist das halt meistens selbst und ständig. Und ich kenne sehr viele selbstständige Menschen. Ich kenne es natürlich vor allem JuristInnen, die selbstständig sind, die sehr viel Stress damit haben, die auch sicherlich mehr als die 40 Stunden, die man normalerweise so arbeitet, arbeiten. Und deswegen interessiert mich mal, wie ist es denn bei dir? Wie kommst du jetzt gerade mit der Selbstständigkeit und deinem ADHS klar? Weil jetzt nicht nur im
Hannah (10:54.704)
Mhm.
Johannes (11:15.799)
Kernberuf quasi, wenn du jetzt mit deinen PatientInnen sprichst, sondern vor allem halt auch, wie kommst du mit dem Drumherum klar, mit der Buchhaltung und so. Ist das für dich ein Problem?
Hannah (11:23.152)
Hannah (11:28.944)
Ja, also ich würde grundsätzlich sagen, hat sich mein Stresslevel total verändert und es ist viel weniger geworden. Man muss ja dazu sagen, dass ich im psychosozialen Bereich arbeite und vorher halt ja auch Sozialpädagogin gearbeitet habe, fest angestellt und das auch in einer Leitungsposition. Und da war
extrem belastet. Also da muss ich wirklich sagen, glaube, ich da noch länger geblieben. Das hatte jetzt nicht nur was mit dem Job, auch mit den Umständen dort zu tun, aber wäre ich da länger geblieben, dann wäre ich ziemlich gradlinig auf ein Burnout irgendwann zugelaufen, wenn ich da nicht sogar schon mit so einem halben Fuß drin gestanden habe. Weil das einfach wirklich so viel Verantwortung war und so viele Überstunden und so viel Frust auch an diesem Job, in dem ich war, dass ich da wirklich sehr gelitten habe.
Jetzt in der Selbstständigkeit muss ich sagen, ich würde gar nicht sagen, dass ich so viel weniger arbeite. Ich glaube, das tue ich nämlich gar nicht, weil ich auch tatsächlich mich dann an den Wochenenden mal noch mal hinsetze und einen Artikel schreibe oder auf E -Mails antworte oder was auch immer. Aber so grundsätzlich glaube ich, dass es mir einfach mehr Spaß macht. Das ist ja auch tatsächlich ein wichtiger Faktor, ich, dass man so eine Sinnhaftigkeit und auch eine Freude an seiner Arbeit hat. ich glaube, man kann auch total gut.
zufrieden sein mit einem Job, den man einfach macht, Geld zu verdienen und der einen auch nicht irgendwie super belastet und man geht nach Hause und denkt, okay, ist mein Job auch vorbei und jetzt habe ich Freizeit und das ist auch cool. Das funktioniert, ich, auch gut und in meinem Fall ist es jetzt aber so, dass ich das, was ich mache, wirklich super, super toll finde und richtig gerne arbeite und die Arbeit, diese direkte Arbeit mit KlientInnen oder auch wenn ich Workshops und Seminare gebe, das ist natürlich
Das Allerschönste, das macht auch am meisten Spaß, da habe ich auch am wenigsten Motivationsprobleme, eigentlich nie. Und die Buchhaltung ist tatsächlich das, was schon auch anstrengend ist. Vor allen Dingen, wenn man so alleine arbeitet, dann sagt einem ja auch keiner, wie es geht. als ich angefangen habe, selbstständig zu machen, war das natürlich am Anfang einfach echt super, super viel Recherche.
Hannah (13:49.648)
und super viel sich einlesen. Was brauche ich eigentlich an Versicherungen? Wie, welches Konto ist das Beste? Welche Softwarelizenzen brauche ich? Welche brauche ich? Aber darf ich vielleicht nicht? Wegen Datenschutz? Was muss ich alles beachten? Welche Regeln gibt es und so weiter? Das fand ich schon ein bisschen anstrengend, aber da muss ich sagen, da war ich so hyped, dass es jetzt endlich losgeht, dass ich wirklich neben meinem damals 40 bis
Ja, manchmal würde ich sagen, so 50, 60 Stunden Job noch diesen ganzen Kram gemacht habe, weil ich so Bock darauf hatte und es mich auch total mit Energie geladen hat, als mir was zu rauben. So. Und das ist jetzt nicht mehr ganz so stark. Also wenn ich jetzt denke, ich muss Buchhaltung machen, bin ich nicht mehr so geil, cool, endlich, darf ich was für meine Selbstständigkeit machen, super cool, lass mich mal Bons einsoldieren und so.
Aber tatsächlich finde ich, das häufig so ein kleiner Bruchteil, dass es trotzdem funktioniert.
Johannes (14:57.795)
Bei mir ist das ja ganz interessant, weil ich hatte vor 2020 genau so eine Situation. Ich habe einen Job gehabt, für den ich eigentlich schon gebrannt habe, der mir auch total viel Spaß gemacht hat. Und zwar war ich Schadensachbarbeiter bei der Versicherung. Das klingt furchtbar langweilig, aber das hat total viel mit Menschen zu tun, weil ich halt, Personenschäden reguliert und da war auch viel schon auch, naja, jetzt nicht Therapie im eigentlichen Sinne, aber schon viel Händchen halten, viel, wir kümmern uns, viel...
Du hast ja Menschen denen was Schlimmes passiert ist, die auch wirklich schwere Verkehrsunfälle hatten. Und denen habe ich halt geholfen. habe zum Glück für einen Arbeitgeber gearbeitet, wo es halt nicht nur darum ging, irgendwie Fallzahlen zu erledigen und so viel Geld wie möglich zu sparen, sondern wirklich auch zu gucken, dass man diese Menschen bestmöglich wieder auf die Beine bekommt, wenn wir dafür zuständig waren, das zu tun. Es gab mal Fälle, da war das nicht so. Das war dann schon unangenehmes Gespräch. Aber grundsätzlich war das ein sehr angenehmer Job, ich, weil ich wirklich das Gefühl hatte, was Gutes
Ich habe immer gemerkt, dass das für mich so ein bisschen, naja, so eine Karriere -Sackgasse war. Weil normalerweise kommst du von da aus dann eigentlich nicht mehr weg. gerade im Versicherungsumfeld gibt es Leute, die machen das irgendwie 40 Jahre lang. Aber ich konnte mir halt nicht vorstellen, 40 Jahre lang das Gleiche zu machen. Und dann hatte ich halt die Möglichkeit zu wechseln und habe da schon lange drüber nachgedacht, weil für mich war das schon auf eine Stelle, die ich auch interessant fand, die aber, sagen wir mal, halt viel weniger mit
Kunden nach außen zu tun hat und auch viel weniger mit, ich unterstütze irgendwie Leute und so. Und im Nachhinein bin ich sehr froh, es gemacht zu haben, weil es mein Leben unglaublich viel spannender gemacht hat und weil das einfach ein Karrierekatapult war. Aber das ist halt schon was, wo ich vielleicht sogar, ich damals schon die Diagnose gehabt hätte, mir nicht sicher wäre, ob ich das gemacht hätte, weil ich halt sagen würde, du hast da gerade etwas, das gibt dir Dopamin, das gibt dir sehr viel Dopamin sogar und willst du wirklich davon weg?
Und im Nachhinein war es die richtige Entscheidung. Weil ich glaube, Wahrscheinlichkeit, dass es die schlechte Entscheidung war, ist heute größer im Nachhinein, als dass es eine gute Entscheidung war. Und ich glaube, es ist halt gar nicht so einfach, wirklich einen Job zu finden, der so viel Dopamin gibt, dass man sich halt wirklich motivieren kann, 38 bis 42 Stunden aufwärts da hinzugehen. Und
Johannes (17:17.911)
hab da auch lange mit gestruggelt, ich zwischendurch, gerade als ich in meinem ersten Job war, dachte, boah, das wird mir niemals Spaß machen und das ist irgendwie alles nicht gut. dieses Burnout, was du gerade beschrieben hast, da war ich auch sehr, sehr nah dran. Also es gab eine Zeit in meinem allerersten Job als Rechtsanwalt, wo ich, keine Ahnung, von fünf Tagen drei Tage nicht hin wollte und irgendwie schon echt Panik hatte, dahin zu gehen.
Ich bin mittlerweile ganz froh, dass ich da etwas gefunden habe, wo das halt nicht so ist. So etwas, was mir halt tatsächlich Dopamin gibt. das war schon ein harter Weg. Und wenn ich mir gerade so viele Menschen mit ADS angucke, ich war mal vor drei Monaten ungefähr in einer Selbsthilfegruppe. Nur einmal, weil ich ja sonst, glaube ich, an dem Tag was anderes vorhabe. Aber da waren halt ganz viele Leute, gesagt haben, naja, wir hatten halt irgendwie nie Jobs, die uns Spaß gemacht haben. Teilweise Leute, die in der Rente sind.
Und wir haben halt so gebrochene Lebensbiografien, weil wir keine Ahnung alle drei Jahre was völlig anderes gemacht haben. Und ich glaube, das ist sehr, sehr viel wert, da was zu finden, was einem wirklich lange genug Spaß macht, das keine Ahnung 20, 30 Jahre zu
Hannah (18:22.288)
Mh.
Hannah (18:31.088)
Ja, ich meine, es gibt ja auch eine Korrelation zwischen ADHS und Burnout. Können wir vielleicht auch mal eine Folge zu machen? Ich habe da auch schon mal einen Post bei Instagram zugemacht, das ist übrigens mein meistgelikedester Post. Der hat, weiß ich nicht, ich habe ja nicht so riesen Profil, muss man dazu sagen. Also viele Post von mir, haben so 50, 60 Likes. Das ist auch okay. Aber der hat über 900. Also die Differenz ist schon krass.
Johannes (18:42.231)
Okay.
Johannes (18:49.079)
Hm?
Hannah (18:58.32)
Und der ist auch schon bisschen älter und trotzdem leiden denen immer noch Leute. Das finde ich auch spannend zu gucken. Der muss ja irgendwo dann auch auf Explore -Pages oder so auftauchen, keine Ahnung. Der findet auf jeden Fall Anklang. Also dazu können wir vielleicht mal eine extra Folge machen. Ja, also ich glaube, wirklich was zu machen, was einem irgendwie Freude bereitet und oder zumindest einen nicht so exhausted. Also weil ich glaube, wie gesagt, wenn ein Job auch einfach okay ist und ein Job, dann ist es auch aushaltbar. Aber solange das
Johannes (19:09.815)
Ja.
Hannah (19:27.728)
Sobald du so Sachen machst, dich wirklich extrem quälen die ganze Zeit, dann ist es halt nie gut, egal ob mit ADHS oder auch nicht. Das ist halt irgendwie dann auch schwierig. Und ich muss sagen, ich bin super dankbar dafür, dass ich erstmal das Privileg hatte, auch noch zu studieren und während dieses Studiums so viel Zeit hatte, darüber Gedanken zu machen, was ich eigentlich machen will. Und dass ich also
Studiengang, ging Regelstudienzeit vier Jahre. Vier Jahre sind ja lang. Also da hat sich das auch echt noch mal ein bisschen geformt und ich habe im Studium ja schon angefangen, die Ausbildung zur Systemischen Therapeutin dann zu machen. Und auch der soziale Bereich hat mir total viel Freude gemacht. Es war aber klar, dass das nicht das ist, wo ich langfristig bleiben möchte für immer. Und das ist ja aber auch schon ein Privileg überhaupt in dem Alter, wo man anfängt, eine Ausbildung zu machen oder zu studieren.
irgendwie eine Ahnung davon zu haben, was man für im Zweifelsfall den Rest seines Lebens machen möchte. Also ich kenne super viele Leute, die jetzt so in den 30ern sind oder drum herum irgendwie und sich plötzlich fragen, so das, was ich jetzt gelernt habe, will ich das eigentlich für immer machen? Ich glaube irgendwie nicht. Was mache ich denn jetzt? Und da bin ich sehr dankbar dafür, dass ich was gefunden habe, was mir so viel Freude macht, dass ich sogar die Buchhaltung aushalten kann.
Johannes (20:39.255)
Mhm.
Hannah (20:49.104)
wo ich aber auch merke, dass zum Beispiel diese Abwechslung, die ich jetzt habe, auch cool ist. Weil ich habe auf der einen Seite diese Säule mit Einzelkontakten bzw. mit Paaren oder Menschen, die so in verschiedenen Beziehungskonstrukten sind, also Offen, Poly oder Monogramm. Ich habe hier alles und die Psychotherapie. Und auf der anderen Säule mache ich auch Seminare und Workshops und bin in einer tollen Skillshare -Runde von
vielleicht kennen manche Leute sie auf Instagram, wo halt super viele andere Selbstständige und Freelancerinnen sich austauschen und ihre Skills quasi sharen und darüber entstehen auch mal so viele neue Verbindungen, Projekte, dass es halt auch überhaupt nicht langweilig werden kann, weil ständig neue Dinge irgendwie passieren nebenbei und das finde ich halt auch an meiner Selbstständigkeit super cool, dass ich
einmal diese Einzelkontakte habe, die mir super viel Freude bereiten und die ja auch der Grund waren, warum ich diese Selbstständigkeit angefangen habe. Und auf der anderen Seite aber auch trotzdem immer nochmal so kleine Momente von hier passiert was Neues, hier kann ich mich kreativ ausleben, hier kann ich was entwickeln haben kann. Das ist für mich persönlich eine super, super gute Mischung. Ich würde mal sagen, ist so 85 zu 15 Prozent. 85 ist so mein Haupt.
Business, was ich hier jeden Tag mache und dann gibt es diese 15 Prozent mit dem anderen und das ist super cool finde
Johannes (22:20.175)
Ja, das glaube ich. ich glaube, was man sich aber auch nochmal vor Augen halten muss, dass man vielleicht gar nicht das, was man jetzt macht, wirklich sein ganzes Leben machen muss. Ich kenne ganz, ganz viele Leute, die selbst mit, keine Ahnung, Mitte 40, Mitte 50 teilweise nochmal was völlig anderes gemacht haben. Ich habe mal, das gehört so vielleicht zu den Dingen, also ich finde es gar nicht so anders, ich mich dafür schäme, aber es sind ja durchaus in meinem Leben auch mal Dinge schiefgegangen. Unter anderem habe ich mal zwei Jahre Medizin studiert und es abgebrochen.
Hannah (22:29.968)
Voll.
Johannes (22:49.239)
Und ich hatte da nicht im Studium, sondern in dem Praktikum, was ich gemacht habe, eine Mitpraktikantin, die war, ich glaube Mitte 50, hat auch Medizin studiert. Und zwar war das die frühere leitende Krankenpflegerin in dem Bereich, die dann da gerade, damals gab es das noch, Ärzte im Praktikum war. Und das ist halt schon irgendwie auch cool, dass so was möglich ist. Und ganz ehrlich,
Hannah (23:17.168)
Ja.
Johannes (23:17.911)
Wenn man halt nach 5, 6, 7 Jahren geschließt und macht was anderes, ist das auch nicht schlimm. Ich hab zum Beispiel vor 6 Monaten meinen Job gewechselt, haben wir ja schon mal eine Folge zu gemacht. Und ich muss bis heute sagen, das war das Beste, was ich tun konnte. Zum einen, weil mir der neue Job auf einmal neues Dopamin gegeben hat, was der Alter halt vielleicht nicht mehr so stark getan hat. Das geht natürlich irgendwann weg. Aber auch, weil
Ja, wieder neue Aufgaben bekommen, hab neue Leute kennenlerne und gleichzeitig hab auch neue Skills dazu bekommen. Ich mach zwar quasi den gleichen Job in dem anderen Unternehmen, aber ich habe durch den unterschiedlichen Ansatz, den die beiden Unternehmen machen und durchs ganz viel andere Dinge so viel gelernt, dass das alleine dafür total hilfreich war und ich glaube, ich weiß nicht, ob das ein ADHS Ding bei mir ist oder ob das einfach nur meine Persönlichkeit ist, weil ich bin eigentlich sehr sicherheits - heischend, also ich brauch Sicherheit und ich begebe mich
Hannah (23:58.864)
Mhm.
Johannes (24:11.159)
sehr ungeheuer in den Situationen, wo ich das Gefühl habe, das könnte jetzt nicht sicher sein. Ich mein jetzt gar nicht mehr körperlich sicher oder so, sondern auch so, ja, zum Beispiel neue Probezeit, neues persönliches Umfeld. ich hab ja, wenn ihr euch an die Folge erinnert, sehr damit gehadert und kann jetzt auch nochmal, keine Ahnung, drei Monate nachdem wir diese Folge aufgenommen haben, sagen, das war so gut und es gibt mir so viel Dopamin und das macht auch meinen Job einfach noch so viel besser. Seid nicht zu ängstlich, was Veränderungen angeht.
Hannah (24:41.808)
tatsächlich finde ich ein richtig, richtig wichtiger Punkt. Man muss nicht für den Rest seines Lebens das gleiche Ich finde das ist ein wichtiger Punkt und ich sage das auch ständig und während ich das jetzt gerade sage, denke ich so, ja es hat auch trotzdem was mit Privileg zu tun, das einfach so wechseln zu können und vielleicht auch finanzielle Rücklagen zu haben, vielleicht auch mal
das Risiko einzugehen, was Neues zu probieren und da vielleicht nicht bleiben zu können. Das ist ja schon auch noch mal was, was man mitdenken kann. Dann sind wir ja beide ganz gut mit so Netzwerk und Menschen im Hintergrund gesegnet, würde ich es mal nennen. Und haben ja auch beide Berufe, auch ziemlich gut gesucht werden oft. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass Menschen, irgendwie zum Beispiel alleinerziehend sind
Johannes (25:29.239)
Mhm.
Hannah (25:39.908)
vielleicht einen Beruf haben, der nicht so... Ich jetzt nicht mehr das draus schneiden, ich muss es noch mal formulieren. Bis zu dem Punkt, wo ich sage, wir haben das und jetzt sage ich noch, genau. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es halt für andere auch andere Lebensrealitäten gibt. Also zum Beispiel, sobald Kinder mit im Spiel sind, hat man ja auch noch mal eine andere Verantwortung. Oder wenn du halt einen Job hast, der so gerade deine...
wenn Fixkosten irgendwie abdeckt und du dann was Neues startest und Angst hast, dass du vielleicht über die Probezeit nicht hinauskommst und dann mit noch weniger Geld dastehst, dann ist es natürlich schwierig.
Johannes (26:17.911)
Das ist ganz interessant, ich fühle mich gerade bisschen outcalled und nicht zu unrecht, weil natürlich kommen wir aus einer total privilegierten Situation und ich muss gerade an eine relativ enge Freundin oder sehr enge Freundin von mir denken, die da gerade tatsächlich struggled, weil die halt, ich glaube, überhaupt keinen, also zumindest keinen Studienanschluss hat und die arbeitet halt in einem Bereich, wo sie keine Ausbildung hat.
Das ist ein Problem, weil unabhängig von der Berufserfahrung, die sie jetzt hat, erkennen das die meisten Unternehmen nicht an und wollen halt irgendeinen Abschluss sehen. Deswegen ist sie halt ein bisschen an ihrer Stelle stuck und die Stelle ist nicht gut. ich glaube, das ist vielleicht echt noch mal ein Punkt, wo wir auch mal Leute einladen sollten, die beispielsweise Armutserfahrungen haben oder die halt ja alleinerziehend sind oder halt wirklich in einem Job sind, den die Nachfrage nicht so groß ist. Sollten wir auf jeden Fall noch mal aufnehmen, ist ein wirklich guter Hinweis.
weil es natürlich auch da Skills gibt, wie man da trotzdem besser mit umgehen kann und wie man vielleicht auch auf der Arbeitsstelle irgendwie klarkommt, auch mit ADHS, wo man halt nicht so glücklich ist, das Arbeitsumfeld nicht so gut ist.
Hannah (27:22.967)
Ich würde auch trotzdem sagen, als ganz grundsätzliches Ding, man muss trotzdem nicht für immer in einem Job bleiben und das wären dann so Sachen, ich zum Beispiel hier in Prozessen begleiten würde und gucken würde, was ist möglich, wie kann das möglich sein, das können wir jetzt über den Podcast natürlich nicht begleiten, aber ich glaube auch da gäbe es Wege.
Johannes (27:32.823)
Die
Hannah (27:44.976)
Aber trotzdem ist mir das gerade, ich es so gesagt habe, dem so enthusiastisch zugestimmt habe, mal aufgefallen, dass es natürlich aus unserer Lebensrealität sich sehr einfach gestalten mag und für andere sich bestimmt auch anders anfühlt. Und ich habe jetzt noch so ein bisschen auf die Zeit geguckt, aber ich würde gerne auf jeden Fall noch zwei Sachen ergänzen bzw. Nämlich einmal würde ich gerne gleich nochmal kurz sagen, was uns so geholfen hat im Job zu, also am Außen.
Johannes (27:53.655)
Ciao!
Hannah (28:12.656)
was ist wichtig für Konzentration oder so und einmal noch ganz kurz als Ergänzung zu etwas, was du vorhin gesagt hast, nämlich dass du das besprochen hast, anderen Leuten auch den Weg zu ebnen, dass du das angesprochen hast, dass du ADHS hast, weil ich nämlich nochmals ergänzen würde zu dem, ob ich das transparent mache. Also mittlerweile, wie gesagt, denke ich so, ist sowieso kein Geheimnis, in Buch steht es, da steht es, hier steht es, aber als ich noch
Johannes (28:13.111)
Ja.
Hannah (28:42.064)
so öffentlichkeitswirksam gearbeitet habe, nennen wir mal so. Da habe ich mir schon Gedanken darüber gemacht, ob ich das erzählen möchte, ob ich möchte, dass Leute das wissen. Weil ich auch Angst davor hatte tatsächlich, dass ich gerade in meinem Beruf dafür stigmatisiert werden könnte, dass Leute denken könnten, dass ich nicht gut sein könnte in dem, was ich mache, weil ich ADHS habe. Und dann habe ich aber ähnlich auch gedacht wie du, dass ich so
Also erstens weiß ich ja, wie ich arbeite und ich würde einfach mal davon ausgehen, dass ich das gut mache, was ich mache und meine bisherigen Feedbacks, die spiegeln das auch wieder. Und ich bin auch, glaube ich, sehr selbstkritischer Mensch. Das heißt, ich habe mir schon sehr viele Gedanken darüber gemacht, ob ich das überhaupt machen darf, was ich mache. Und das andere ist, dass ich auch so dachte, es ist auch wichtig sichtbar zu sein und es ist auch wichtig zu sagen, hey, auch mit ADHS.
Es ist trotzdem möglich, viele Dinge zu machen und auch selbstständig zu sein und auch in Berufen zu arbeiten, wo es vielleicht nicht so automatisch klar ist, dass man das macht. Und dann habe ich mich tatsächlich dann auch dafür entschieden, das auch so transparent zu machen, wie es jetzt ist. Aber es war auf jeden Fall ein Prozess und das war mir nochmal wichtig, das auch nochmal zu zeigen, dass ich das auch nicht ganz so selbstverständlich und einfach fand am Anfang.
Johannes (30:00.247)
Ja, bei dir ist es natürlich noch mal besonders spannend, weil du ja gerade aus dem Berufszweig kommst, wo du selbst Therapie auch gibst und wo natürlich man jetzt auch sagen könnte, vielleicht spielt das dann ja auch in deiner Rolle als Therapeutin irgendeine Rolle jetzt nicht, dass das in Bezug auf deine Patientenrolle spielt, sondern wie du halt therapierst. Andererseits kann man natürlich aber auch darüber diskutieren, es vielleicht nicht auch ein Vorteil für dich.
sein kann, weil du dich vielleicht in einige Dinge besser einfühlen kannst oder eindenken kannst als Menschen, die kein ADHS haben. glaube, ich persönlich, ist Gedanke, ist mir, ich weiß gar nicht, ob der jetzt mir während der Folge kam, aber den hatte ich auf jeden Fall heute irgendwann, als wir darüber gesprochen haben, wo ich denke, wenn ich mir jetzt aussuchen könnte, ob ich eine Therapeutin, eine Therapieperson lieber hätte, die ADHS hat und die kein ADHS hat, würde ich ganz klar sagen, ich hätte lieber jemanden, der ADHS hat.
Weil ich weiß, dass die Person meine Struggles viel besser nachvollziehen kann und dass ich nicht jeden, ja, jedes Symptom erklären muss. was, glaube ich, manchmal schwer ist, ja, dass die gerade bei, ja, Neuro-, bei neurologischen Störungen halt die Lebensrealitäten so krass andere ist. Ich weiß ja auch nicht, wie jemand denkt und fühlt und handelt, der kein ADHS hat. Und genauso ist es, glaube ich, andersrum auch.
Hannah (31:15.664)
Mhm.
Johannes (31:22.903)
Von daher kann das natürlich auch ein Vorteil sein. Und ich glaube tatsächlich, dass ich in meinem Job auch durchaus Vorteile mit ADHS sehe. Das ist mir nämlich auch die letzten Tage mal aufgefallen. Das hängt vielleicht auch bisschen mit meiner Exprimitivität zusammen, aber ich bin halt sehr umtriebig. Ich lerne halt ständig gerne neue Leute kennen. Und ich arbeite in einem Konzern, der ungefähr 27 .000 Mitarbeiter hat, der Teil, dem ich bin, sind es 6 .000 ungefähr. Und ich fange gerade an, mir ein richtiges Netzwerk aufzubauen. Und ich glaube, dass ich da schon ...
besser drin bin, weil ich halt, ja es ist spannend für die neue Leute kennenzulernen und es ist spannend für die neue Situation zu kommen. Und da mag auch meine eigene Persönlichkeit mit reinspielen, aber ich glaube schon, dass da auch Skills, die mein ADHS befeuern, mit rein kommen.
Hannah (32:08.464)
Ja, das würde ich auch so denken. Es ist ja nicht immer alles schlecht. Also hat ja auch alles seine Vor und Nachteile. Und ich glaube auch zum Beispiel, dass ich super gut darin bin, neue Leute kennenzulernen, also zumindest in real life. Ich finde es immer schwierig, so zu Netzwerken online. Aber ich merke, dass wenn ich in Kontakt bin, dass ich auch viele Leute kennenlerne und auch darüber coole neue Dinge entstehen. Also zum Beispiel das Buch oder
Johannes (32:12.403)
Johannes (32:29.335)
Mhm.
Hannah (32:36.24)
Seminare oder was weiß ich, irgendwelche anderen Verbindungen, von denen man vielleicht am Anfang auch gar nicht gedacht hätte, dass sie gut zusammenpassen, was aber trotzdem total funktioniert und auch Spaß macht. Also ich glaube schon, dass es auch da Vorteile gibt.
Johannes (32:50.615)
Das sehe ich definitiv so. Vielleicht können wir irgendwann nicht speziell auf Arbeit, aber eine Folge machen, positive Erfahrungen mit ADHS oder positive Themen mit ADHS. Wir reden oft über Symptome und Dinge, die uns das Leben schwerer machen. Ich glaube, dass gerade im Bereich von Jobs es Situationen gibt, wo es einfach einfacher ist mit ADHS. Wo man bestimmte Skills hat, die man sonst vielleicht nicht hätte.
Hannah (33:19.824)
Ja.
Johannes (33:20.791)
Ich glaube, was ich noch auf jeden Fall mitgeben möchte, dass die Reaktionen bei mir meistens wirklich positiv waren. Das heißt, wenn ihr jetzt nicht das Gefühl habt, dass euer Arbeitgeber der sehr negativ ist, kann es zumindest eine Option sein, darüber zu reden und das auch wirklich klarzumachen, was ich ja gerade schon meinte. Was mich jetzt noch interessiert, Hanna, hast du Tipps, wie man beispielsweise mit Unkonzentriertheit auf der Arbeit
umgehen kann, weil ich merke halt häufiger, gerade in Videokonferenzen tatsächlich, dass ich abdrifte und das ist echt so ein Punkt, da frage ich mich manchmal, würde mir irgendwie eine Medikamentation noch mal helfen, aber gibt es vielleicht auch keine Ahnung Tipps, die du jetzt gerade mir so mit auf den Weg geben könntest? Wie konzentriert man sich besser in Videokonferenzen?
Hannah (33:54.48)
Mhm.
Hannah (34:04.752)
Ja, kann das total nachvollziehen. finde auch Videokonferenzen teilweise wirklich schwierig. Was ich merke ist auf jeden Fall die guten alten Fidget Toys. Die sind glaube ich da total gut, weil die ja machen, dass deine Hände auch reizen, also das was du machst sendet einen Reiz in eine Stimulation ans Gehirn und dadurch bleibt das Gehirn eher konzentriert. Also das ist tatsächlich was, ich...
super empfehlen kann, was man eigentlich auch immer weiß, was man aber trotzdem komischerweise dann immer wieder vergisst in den wichtigen Momenten. Es gibt ja super viele Sachen, die auch leise sind. Also ich habe hier in der Praxis so einen Korb stehen mit total vielen Fidget und Sensory Toys einfach, damit die Leute, herkommen, es auch mal ausprobieren können, bevor sie sich alles selber kaufen, weil die haben ja auch alle unterschiedliche Wirkungsbereiche. Also es gibt
Johannes (34:35.607)
Ja, aber gerade Fetcher Spinner sind ja laut, ne?
Okay.
Hannah (34:59.088)
Vieles geht die leise sind, die trotzdem helfen können, dabei einfach einen Reiz zu setzen. ist das eine. Das andere ist, ich weiß ja nicht, hast du einen Schreibtisch, man Höhen verstellen kann? Weil auch das finde ich ist total hilfreich, einfach zwischendurch auch mal zu stehen. Also ich habe auch zum Beispiel zu Hause noch so ein kleines Laufband und am Tisch, dass ich mich auch mal bewegen kann. Das ist bei Videokonferenzen, wo man die Kamera anhat, manchmal nicht möglich, aber
Johannes (35:11.319)
Ja.
Hannah (35:27.632)
Denn du ohne Kamera manchmal irgendwo bist, finde ich, auch so Bewegung immer nochmal irgendwie hilfreich. Und so grundsätzlich auch einfach was zu kitzeln, finde ich persönlich auch hilfreich.
Johannes (35:41.143)
da hab ich glaube ich die Skills nicht für. Aber ja, kann ich mir vorstellen, dass das helfen könnte. Ich glaube, das wird bei mir nicht ziehen. vielleicht gibt es irgendwelche Zuschauer, denen das hilft.
Hannah (35:44.304)
Na,
Hannah (35:51.12)
Ja, also ich glaube einfach ein bisschen noch was zu tun, was dich nicht extrem ablenkt. Also jetzt nicht irgendwie nebenbei eine Serie gucken oder so, aber irgendwas machen, was zumindest so einen gewissen Reiz ans Gehirn setzt, dass es nicht so sehr abschweift. Und so grundsätzlich vielleicht zur Arbeitsumgebung finde ich es auch immer wichtig zu gucken.
Johannes (35:58.199)
Ja, das ist sicherlich nicht hilfreich.
Hannah (36:15.056)
Wo ist die Grenze zwischen, die Umgebung ist so reizarm, dass es anstrengend ist fürs Gehirn und wann ist es aber auch zu viel des Guten und es ist zu wuselig. da gibt es glaube ich so einen schmalen Bereich von irgendwie gibt es so bestimmte Sachen, die das Gehirn beschäftigt halten und dann wird es zu viel. Dann ist es zu viel Klöterkram und auf der anderen Seite dann wieder auch, dass es zu weiß, zu neutral, dass es auch
Johannes (36:20.695)
Hm?
Johannes (36:44.823)
Okay, erstmal vielen Dank dafür. Ich hoffe, dass irgendjemand von unseren ZuschauerInnen oder ich selbst auch da was mitnehmen können. Wir müssen jetzt hier tatsächlich ein Ablinder machen. Unsere Zeit ist abgelaufen, beziehungsweise meine Zeit ist abgelaufen. Und ja, ich finde, ist ein sehr interessantes Thema, das wir auch definitiv nochmal aufgreifen sollten, weil ich glaube, es gibt verschiedene Arbeitssituationen, über die wir mal reden sollten, wo vielleicht du auch gerade mit Tipps, die du halt aus
professionellen Brille heraus betrachtest, vielleicht auch weiterhelfen könntest. Und ja, ich glaube, das ist schon ein Thema nochmal für die Zukunft. Wenn ihr Fragen habt, gerade auch zum Thema, also gerade was so berufliches angeht, irgendwelche Hilfestellungen, die ihr vielleicht bräuchtet, stellt sie gerne in die Kommentare ein oder schreibt uns auf Instagram an. Wir helfen euch gerne, soweit wir halt können, immer natürlich nur mit den Erfahrungen, die wir selbst
Hannah (37:22.736)
Absolut.
Hannah (37:42.672)
Ja und wenn ihr auch Tipps vielleicht habt, was für euch gut funktioniert, dann erzählt uns das doch auch gerne, dann können wir es nämlich auch zugänglich machen für andere.
Johannes (37:45.239)
Ja.
Johannes (37:50.967)
Genau. Dann kommt gut in die Woche und bis zum nächsten Mal.
Hannah (37:53.488)
Okay, wunderbar.
Hannah (37:58.832)
Bis zum nächsten Mal, Wiedersehen!
Johannes (37:59.959)
Ciao!